Gruppe

Besonders berührt mich, wenn lokale Arbeiter bei Auslandseinsätzen sich für die Unterstützung bedanken.

Adem Serilmez

Inbetriebnahmetechniker | Abteilung: Fülltechnik | Bad Kreuznach

Wie bist du zu KHS gekommen?

Zunächst stand für mich nach der Schulzeit die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker mit Schwerpunkt Maschinenbau an. Darauf folgten zwei Jahre bei der Marine. Ich war damals sehr sportlich und wollte als Teil eines Boarding Teams dortbleiben. Das sind die Soldaten, die sich aus einem Hubschrauber abseilen, um zum Beispiel in Somalia Handelsschiffe zu sichern – das hätte ich spannend gefunden. Weil ich die Bewerbungsfrist aber knapp verpasst habe, wurde daraus nichts. Um nicht ein Jahr zu verlieren, warf ich mich stattdessen in das Abenteuer Montage, zunächst bei einem Partner der KHS. Seit 2015 bin ich direkt bei KHS als Inbetriebnahmetechniker Fülltechnik angestellt.

„Bis heute gebe ich mich niemals mit halben Sachen zufrieden.
Wenn auf einmal Millionen Euro teure Maschinen am Kran hängen, ist das schon eine enorme Verantwortung.“

Was würdest du sagen, hat dich im Leben besonders geprägt?

Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Türke. Ich selbst wurde 1985 in Dorsten im Ruhrgebiet geboren – keine 300 Meter von der Zeche Fürst Leopold entfernt, wo mein Großvater, meine Onkels und auch mein eigener Vater beschäftigt waren. Ich glaube, die Herkunft aus dem „Pott“, wo es schon immer etwas rauer zugegangen ist als in anderen Regionen, ist – neben meinem Erlebnishunger – war einer der bestimmenden Faktoren meiner Entwicklung. In einer Bergarbeitersiedlung gibt es keine Schwätzer – hier wird mehr malocht als geredet. Wer an so einem Ort aufwächst, weiß, dass er liefern muss, wenn er etwas werden will. Bis heute gebe ich mich deshalb niemals mit halben Sachen zufrieden. Wenn beim Einbringen von technischer Ausstattung tonnenschwere und Millionen Euro teure Maschinen am Kran hängen, ist das schließlich eine enorme Verantwortung.

Was sind deine Haupttätigkeiten bei KHS?

Den Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich beim Kunden. Wenn ich nicht gerade für Nachbesprechungen, Schulungen oder neue Werksabnahmen in meine „Homebase“ am KHS-Standort in Bad Kreuznach zurückkehre, bin ich nonstop auf der ganzen Welt unterwegs. Daran hat selbst die Pandemie, in der die meisten Flugzeuge am Boden blieben, nichts geändert. Trotz der schwierigen Zeit konnte ich wirklich tolle Erfahrungen und Erlebnisse sammeln, auf die ich jetzt noch gerne zurückschaue.

Welche Fähigkeiten sind für deinen Job am wichtigsten?

Außerhalb der Routine von Inbetriebnahmen gibt es immer wieder den Ausnahmefall, bei dem es nötig sein kann, eigene konstruktive Lösungen zu entwickeln, um etwa eine Maschine erfolgreich ans Laufen zu bringen. Dann fühlt man sich manchmal wie eine Art Ersthelfer. Die dafür erforderlichen Fertigkeiten erlernt man nicht in der Schule, dafür braucht es den Input von älteren Kollegen, die dich anfangs an die Hand nehmen und dir erklären, wie es funktioniert. Der Rest ist dann eigene Berufserfahrung. Und neben der technischen Komponente kommt man immer wieder mit den unterschiedlichsten Kulturen in Berührung, was manchmal wirklich diplomatisches Fingerspitzengefühl erfordert.

Stehst du während deiner internationalen Tätigkeiten auch mal vor Herausforderungen?

Ja, das kommt natürlich immer mal wieder vor. Herausfordernde Ziele sind zum Beispiel Schwellenländer, in denen Präsidentschaftswahlen anstehen, speziell in Afrika oder im Mittleren Osten. Auch unvorhersehbare Probleme wie Naturereignisse – Überschwemmungen in China, Sandstürme in Saudi-Arabien, ein Erdbeben in Myanmar – stellen uns immer wieder vor große Herausforderungen. Wenn man in diesen Ländern dann Anlagen aufbaut und die lokalen Arbeiter sich bei einem dafür bedanken, dass man eine Grundlage geschaffen hat, die ihr Einkommen sichert, berührt das schon.
Die Sprachbarriere steht der Zusammenarbeit vor Ort übrigens kaum im Weg. Die meisten Leute sprechen Englisch, oder wir verständigen uns eben mit Händen und Füßen.

Du bist ja richtig viel unterwegs – reist du trotzdem auch privat gerne?

Total! Im Job siehst du nicht viel mehr als den Flughafen, das Hotel und den Betrieb, in dem du gerade tätig bist. Da bleibt nur am Wochenende mal Zeit für Land und Leute. Deshalb versuche ich auch privat so viel wie möglich zu reisen. 2017 habe ich zum Beispiel einen längeren Urlaub in Nepal verbracht, inspiriert durch einen Freund, der in der Hauptstadt Katmandu eine Reiseagentur betreibt. Dort habe ich mir einen großen Traum erfüllt und bin in das 5.364 Meter hoch gelegene Basislager des Mount Everest gewandert. 

Wow, klingt spannend! Zu guter Letzt – was erfüllt dich neben deinem Beruf bei KHS besonders?

Mein Start-up Pleta. Während meiner Reise durch Nepal habe ich Taparis kennengelernt, so nennt man dort Teller aus zusammengenähten Bananenblättern, die leicht, natürlich und nachhaltig sind. Zusammen mit meinem Freund entstand dort die Idee, die Teller auch in Deutschland zu vermarkten. Inzwischen haben wir 20 Mitarbeitende, die vor Ort die Blätter sammeln, reinigen und einweichen, bevor sie dann in Form gepresst werden. 450.000 Teller haben schon den Weg nach Deutschland gefunden – und die Nachfrage ist groß! Wer hätte einmal gedacht, dass ich mein Abenteurerleben mit Flaschen, ­Dosen und Tellern verbringe?